Der Sturm im Landestheater

Am Samstag war ich bei der Premiere von „Der Sturm“ von William Shakespeare im Landestheater St. Pölten, inszeniert von Anne Mulleners. Zusammen mit einem Freund war ich vorher noch lecker indisch Abendessen beim Rajput, bevor wir uns ins Theater begaben. Die Vorstellung war ausverkauft, und ich hatte die Karten bereits im September gekauft, um uns gute Plätze im Saal zu sichern. Entsprechend war im Foyer und an der Bar einiges los, was dem Abend eine lebhafte Atmosphäre verlieh.

Die Inszenierung versprach einen visionären Weltentwurf und griff Themen wie Digitalismus und Künstliche Intelligenz auf – ein mutiger Ansatz, der nicht jedem gefallen mag, mir jedoch zusagte. Das Bühnenbild war kreativ und außergewöhnlich, mit komplexen Hintergrundebenen, die das Bild einer chaotischen, sich drehenden Insel vermittelten. Besonders war die Kombination aus grünen Leuchtstäben, Felsenbrocken und der Videowand, auf der die Hexe Sycorax auftauchte. Diese Mischung aus klassischen und modernen Elementen fand ich besonders spannend, auch wenn sie an einigen Stellen etwas überfrachtet wirkte.

Die Besetzung war gut gewählt. Besonders Michael Scherff als Prospero und Caroline Baas als Miranda überzeugten mit ihren Darstellungen. Scherff brachte die Zerrissenheit und Weisheit seines Charakters hervorragend zur Geltung, während Baas die Naivität ihrer Figur auf charmante Weise spielte. Die Verfremdungseffekte – etwa das plötzliche Aufgehen des Saallichts oder das Unterbrechen von Szenen – gaben dem Stück einen experimentellen Touch, der die Atmosphäre verstärkte, aber auch manchmal etwas verwirrte. Die Doppelrollen von Tobias Artner und Roberto Romeo sorgten hin und wieder für Unklarheiten, was die Charaktere betraf, aber insgesamt konnte ich mich gut in die Inszenierung einfühlen.

Besonders beeindruckt hat mich die musikalische Untermalung von Aki Traar, die die Szenen stimmungsvoll unterstützte. Die Musik trug maßgeblich zur Atmosphäre bei, wobei ich an manchen Stellen den Eindruck hatte, dass eine ruhigere, subtilere Komposition die Wirkung noch intensiver gemacht hätte. Hier ein weiteres Musikvideo des Künstlers, das vielleicht gefallen wird.

Fazit: Die Premiere von „Der Sturm“ war für mich ein faszinierendes Erlebnis. Die Inszenierung bot eine interessante Mischung aus Tradition und Innovation und verlieh dem Klassiker eine moderne Perspektive. Trotz einiger Unstimmigkeiten und experimenteller Elemente, die nicht jedem gefallen werden, fand ich die Aufführung spannend und unterhaltsam. Ein unkonventioneller Theaterabend, der mit seiner kreativen Inszenierung und frischen Perspektive einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Infos: Hier mehr zum Landestheater St. Pölten

Dauer: 1 Stunde 45 Minuten und keine Pause!

Mitwirkende:

  • Prospero: Michael Scherff
  • Miranda: Caroline Baas
  • Caliban: Julia Kreusch
  • Ariel: Laura Laufenberg
  • Ferdinand / Stephano: Tobias Artner
  • Alonso, König von Neapel / Trinculo: Roberto Romeo
  • Antonio: Bettina Kerl
  • Sycorax (im Video): Madame Léa (Leandro Barros da Silva)
  • Inszenierung: Anne Mulleners
  • Bühne und Kostüme: Matthias Dielacher, Chani Lehmann
  • Musik: Aki Traar
  • Video: Timo Neubauer
  • Dramaturgie: Thorben Meißner

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