Der Hai im System

Das Buch von Kurt Palm lässt mich nach diesem Abschluss ohne Happy End mit einem zynischen Lächeln zurück. Es hat es ganz schön in sich und verwebt meisterhaft das Leben von drei Protagonisten, die sich am Schluss zur falschen Zeit am falschen Ort treffen. Ein High Noon, das mit einer Grausamkeit einhergeht, die am Ende die Unschuldigsten unserer Gesellschaft trifft. Desillusionierung, Untreue und Hoffnungslosigkeit, gepaart mit einem Hauch von Depression – von Anfang an ist klar, dass es kein gutes Ende nehmen wird. Immer wieder bekommt man Ausschnitte aus dem Leben der Protagonisten vorgesetzt, deren Leben sich immer weiter zuspitzt. Immer präsent: Hoffnungslosigkeit und das subtile Gefühl, dass es noch schlimmer werden wird.

Gibt es irgendetwas Hoffnungsvolles in diesem Buch? Eigentlich nicht, aber auch das ist Literatur und wirft gerade deswegen ein gesellschaftskritisches Licht auf uns und unsere Strukturen. Es zeigt unsere Unfähigkeit, selbst die nähere Umgebung zu kontrollieren, und verdeutlicht, dass wir im gesamten System nur zerbrechen können. In diesem Buch erhält Resilienz eine neue Dimension – sie wird zur entscheidenden Fähigkeit, ohne die viele Menschen im Angesicht des Systems nicht bestehen könnten.

Der Autor hat es auch geschafft, durch die Kapitellängen und das ansprechende Cover ein gut strukturiertes Buch zu schaffen. Es hält einen in Atem und erzählt abwechselnd die Geschichten der Protagonisten, sodass nie Langeweile aufkommt.

Mir hat das Buch gefallen – es ist starker Tobak, aber auch die menschlichen Abgründe sind sehr tief und sehr grausam. Ich glaube, egal wie man dieses Buch deutet, es lässt extrem viel Spielraum für sowohl positive als auch negative Interpretationen. Vielen Menschen ist ein Happy End fundamental wichtig, und denen würde ich raten, dieses Buch nicht zu lesen. Hier fehlt definitiv die Hoffnung. Trotzdem ist es absolut lesenswert, weil solch eine Lektüre nicht alltäglich ist und einen dennoch bereichert.