Der Tag der Heuschrecke

Ein wichtiges Buch in der Reihe der Klassiker – und tatsächlich ist es bereits mein zweites Werk von Nathanael West. Doch was soll ich sagen: Auch dieses Buch konnte mich nicht ganz fesseln. „Der Tag der Heuschrecke“ bleibt ein düsteres, fast kafkaesk anmutendes Porträt einer Gesellschaft, die von ihren eigenen Träumen und Illusionen gefangen ist. In Wests Darstellung von Los Angeles, einer Stadt, in der die Seifenblasen des Ruhms mit der bitteren Realität des Scheiterns kollidieren, wird ein düsteres Bild der menschlichen Natur gezeichnet. Die Protagonisten des Romans sind gescheiterte Träumer – Schauspieler, Maler und andere Künstler, die in einer scheinbar endlosen Wiederholung von gescheiterten Hoffnungen gefangen sind. Doch gerade diese Figuren sind es, die die Gesellschaft von Hollywood entlarven. Sie sind gleichzeitig Opfer und Akteure eines Systems, das von Versprechungen lebt, die niemals eingehalten werden.

Einer der schärfsten Aspekte des Romans ist die Art und Weise, wie West die Mechanismen von Hollywood seziert. Die Stadt der Träume wird in all ihrer Pracht und Hässlichkeit beschrieben – von den glänzenden Fassaden der Studios bis zu den verborgenen Schatten, in denen die „verlorenen Seelen“ der Träumer dahinvegetieren. Los Angeles wird zu einem Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem Menschen sich nach Anerkennung und Ruhm sehnen – oft um jeden Preis –, ohne jedoch den wahren Wert des Lebens zu erkennen. Die Stadt, in die die Menschen kommen, um „etwas zu werden“, wird zur Metapher für das meist glücklose Streben nach einem leeren Traum.

Dabei ist das Potpourri aus Situationskomik und tragischen Momenten besonders interessant, weil es uns den grotesken Humor von West vor Augen führt. Er lässt uns schmunzeln, während wir gleichzeitig die Absurdität der Situation erkennen, in der unsere Charaktere stecken. Es sind gerade diese grotesken Momente, in denen er die wahre Tragik seiner Figuren aufdeckt – Menschen, die in einer Welt leben, in der jeder Schritt in den Ruhm ein verzweifelter Sprung ins Ungewisse ist. Dieser Humor kann sich auch in düstere und fast schon erschreckende Szenen verwandeln, die deutlich machen, wie mangelhaft das System ist. Es ist ein Humor, der uns einerseits mit der absurden Hoffnung seiner Charaktere sympathisieren lässt und uns andererseits zeigt, wie diese Hoffnung zu einem gefährlichen Verhängnis werden kann.

Das Buch ist ansonsten gut lesbar, und manche Sätze sind so gut geschrieben, dass sie mir immer noch im Gedächtnis bleiben. Es gibt auch Passagen, die mich in ihren Tiefen und Bedeutungen faszinierten, doch der Großteil des Buches hat mich trotzdem nicht richtig abgeholt. Auch wenn das Cover ansprechend ist und die Kapitellängen angemessen, konnte ich mich nicht vollkommen in die Seiten vertiefen.

Obwohl es ein Klassiker der amerikanischen Literatur ist und vielfach hochgelobt wird, konnte es mich nicht ganz überzeugen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es ein schlechtes Buch ist. Die Entstehungszeit und der historische Kontext machen es zu einem wertvollen Zeitdokument über Hollywoods Geschichte. Wer ein Gefühl für die damalige Zeit und die Mechanismen Hollywoods entwickeln möchte, sollte dieses Buch lesen und sich selbst ein Bild von seiner Bedeutung machen. 📚✨

Buchinformation
Der Tag der Heuschrecke
Nathanael West
Manesse Verlag
1939
ca. 272 Seiten


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