Da es an diesem Wochenende zum ersten Mal geschneit hat, musste ich einfach hinaus. Der frische Schnee zusammen mit den ersten leichten Minusgraden ergab perfektes Wanderwetter. Also habe ich mir meine neue Kameratasche und mein zweites Obektiv geschnappt. Genau für dieses Objektiv hatte ich die Tasche überhaupt erst gekauft und ich muss sagen: Ich bin mehr als zufrieden damit. So ausgerüstet bin ich zur Ruine Aggstein aufgebrochen.
Schon am Parkplatz direkt in Aggstein wartete die erste Überraschung: Parkplatzanweiser in Warnwesten. Das kenne ich ansonsten nur von großen Veranstaltungen. Nach kurzem Nachfragen stellte sich heraus, dass an diesem Wochenende zum letzten Mal der Burg Advent auf Aggstein stattfand. Und obwohl es noch früher Vormittag war, standen bereits zahlreiche Autos da. Sogar zwei Shuttlebusse fuhren zum Advent hinauf und wieder hinunter. Davon ließ ich mich aber nicht abschrecken. Ich packte meine Sachen und startete los.
Aggstein ist eine der bekanntesten Burgruinen der Wachau und wurde bereits im frühen 12. Jahrhundert errichtet. Die Anlage thront spektakulär auf einem steilen Felssporn rund 300 Meter über dem rechten Donauufer und erstreckt sich über etwa 150 Meter Länge. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrfach ihre Besitzer. Darunter auch die Kuenringer, eines der einflussreichsten Adelsgeschlechter des mittelalterlichen Österreichs. Besonders berüchtigt ist das sogenannte „Rosengärtlein“, ein Gefängnisplatz, dessen harmlos klingender Name im starken Gegensatz zu seiner einstigen Funktion steht. Innerhalb der Ruine befindet sich außerdem eine kleine Kapelle, die heute noch für Taufen und Hochzeiten genutzt wird. Teile der heutigen Bausubstanz gehen auf den Wiederaufbau im 15. Jahrhundert zurück, durchgeführt vom Raubritter Jörg Scheck von Wald. Im Jahr 1529 wurde die Burg während eines türkischen Angriffs stark beschädigt und brannte aus. Ab dem 17. Jahrhundert verfiel die Anlage zunehmend und blieb lange Zeit ungenutzt. Seit den 2000er-Jahren wird sie jedoch kontinuierlich gepflegt und restauriert, unter anderem mit Holzstiegen, einem Rundgang und zugänglichen Bereichen wie dem Rittersaal. Heute zählt Aggstein zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region und bietet Führungen, eine Taverne sowie moderne Erlebniselemente wie einen Outdoor-Escape-Room.
So nach diesen Fakten zur Burg kommen wir wieder zurück zu meiner Wanderung. Schon nach ein paar Schritten auf der Straße zeigte sich das erste Schild zur Ruine Aggstein. Den Wegweisern folgend, öffnete sich schon nach einer kleinen Häuserzeile bald vor mir der stille Herrenwald. Unter meinen Füßen raschelte das Laub, während Äste unter den Schritten knackten. Der Weg hinauf nennt sich alter Burgweg oder auch Esel-Steig.
Die erste Hälfte des Weges ließ sich gemütlich gehen und stieg nur leicht an. Nach der Querung der Straße wurde es dann deutlich steiler, aber weiterhin gut machbar. Mit jedem Schritt wurde die Umgebung auch immer winterlicher. Schnee lag auf den Ästen, kleine weiße Polster bedeckten Sträucher und Bäume. Trotz der frischen Temperaturen war es angenehm. Die Luft war klar und kühl. Und weil die Straße wegen des Adventmarkts gesperrt war, hörte man nur hin und wieder die Shuttlebusse und ansonsten herrschte Stille.
Oben angekommen stellte ich fest, dass ich gar nicht bis zur Burg selbst konnte. Wegen des Adventmarkts war alles abgesperrt und man musste sogar Eintritt bezahlen. Zwar wehte mir der Duft von heißem Essen entgegen und es war einiges los, aber für vielleicht eine halbe Stunde zehn Euro zu zahlen – das war es mir dann doch nicht wert. Ich wollte aber wenigstens auf den Kletterfelsen und deswegen entschied ich mich für einen kleinen Umweg.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Wanderkarte auf meinem Handy und entschied mich für einen alternativen Weg. Die Straße ein Stück hinunter bis zur ersten Kehre und dann wieder in den Wald. Der Anstieg hinauf war wirklich anstrengend und deutlich schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Bald stand ich jedoch wieder neben dem Adventmarkt und diesmal auf der anderen Seite. So erreichte schließlich den Kletterfelsen. Von dort bot sich wie gewohnt eine großartige Aussicht auf die Burg und die Wachau mit der Donau. Auch der Adventmarkt war von oben gut einzusehen und eindeutig stark besucht.
Danach ging es denselben Weg zurück zum Parkplatz. Für die gesamte Runde habe ich etwa drei Stunden gebraucht. Perfekt für eine entspannte Vormittagswanderung.
Die klare Winterluft machte den Moment einfach perfekt und ich genoss jede Minute. Trotzdem habe ich mir eines gemerkt: Im November werde ich diese Tour wohl nicht wiederholen. Der ganze Trubel rund um den Burg-Advent nimmt der Wanderung ein wenig die Ruhe. Ein Monat früher oder später ist die bessere Wahl.
Trotzdem ist es eine herrliche und einfache Tour. Mit rund zwei Stunden für beide Richtungen und ca. 4 -5 Kilometern ist sie auch für weniger Geübte gut machbar.











Infos: Hier mehr zur Ruine Aggstein und zur Wanderung
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